Ich habe in diesem Sommer gelernt, wie natürliches Lernen funktioniert.
Lernen ohne zu verstehen
In der Schule lernte ich auswendig lernen. Dort ging es um gute Zensuren. Die bekam ich, wenn ich das Gelernte wiedergeben konnte. Dafür musste ich meistens nichts verstanden haben. Verstehend lernen habe ich dabei nicht gelernt. Das ist eher unbewusst und außerhalb von Schule geschehen, wenn mich ein Thema so stark interessiert hat, dass ich es mir selbst erschlossen habe. Ich musste inzwischen entdecken, dass ich Ablehnung empfinde, wenn ein Thema auf mich zu kommt, in welchem ich etwas lernen muss. Ich mag das nicht. Es ist mir zu mühevoll. Es soll am besten einfach „so“ gehen. Die Antwort soll von irgendwoher „kommen“.
Wie Lernen definiert wird
„Lernen ist – ganz allgemein gesprochen – zunächst einmal einfach die Reaktion unseres Gehirns auf Erfahrungen, die wir machen. Erst wenn eine Erfahrung auch tatsächlich eine langfristige Veränderung im Gehirn bewirkt hat, können wir von Lernen sprechen. Wir Behalten am besten Wissen, wenn wir es durch selbst machen erwerben. Am schlechtesten behalten wir Wissen, von dem wir hören. Je mehr Kanäle bei der Aufnahme der Information gleichzeitig angesprochen werden, desto eher wird diese Information behalten.
Verstehend lernen macht Freude
Meine Lernerfahrung beim Basketball, die ich in einem meiner letzten Blogs beschrieben habe, habe ich auf das Lernen von geistigen Themen übertragen. Im Basketballtraining hatte ich herausgefunden, dass sehr viele einzelne Teile meines Körpers an meinem Lernen beteiligt sind. Ich hatte das Thema Basketball spielen lernen in einzelne Scheiben aufgeteilt.
Ich stellte die These auf, dass so auch das Lernen von geistigen Themen funktionieren kann. Ich wähle mein Thema und teile es in Schichten auf. In jeder einzelnen Schicht vertiefe ich mein Wissen. Danach finde ich die Beziehungen dieser vertieften Wissensschichten zueinander, bis sie zusammen ein ganzes Bild ergeben. Ich habe das mit den verschiedensten Themen erprobt. Themen, von denen ich merkte, da fehlt mir grundlegendes Wissen. Mein Toilettenspülkasten ist dafür ein gutes Beispiel. Um ihn zum Funktionieren zu bringen habe ich mir die Einzelteile seines Innenlebens angeschaut. Ich erforschte danach deren jeweilige Bestimmung und fand heraus, wie alle Teile zusammenwirken. Dadurch verstand ich, welchen Handgriff meine Spülung brauchte, um wieder zu funktionieren.
Ich zerlege beispielhaft das Thema Kuhmilch: Die Kuh und ihre Lebensweise. Das Kalb. Die Zusammensetzung von Kuhmilch. Industrielle Nutztierhaltung. Der Wert der Kuhmilch für die menschlichen Ernährung. Nahrungsmittel aus Kuhmilch. Welche Nahrungsmittel enthalten Kuhmilch? Wie hoch ist der durchschnittliche Verbrauch von Kuhmilch pro Kopf und Jahr in Deutschland? Die Geschichte von Nutztieren. Die Qualität von Kuhmilch aus industrieller Produktion.
Im nächsten Schritt vertiefe ich mein Wissen in den einzelnen Schichten des Themas. Das kann ich mit Hilfe von Büchern und Internet vervollständigen. Ich weiß nun schon viel mehr als am Anfang. Um mir ein vollständiges Bild zu machen, trage ich mein Wissen über die verschiedenen Schichten zusammen und verbinde es dabei miteinander. Nun habe ich ein Gesamtwissen zum Thema. Daraus kann ich meine Schlüsse ziehen und finde dadurch neue Erkenntnisse zum Thema.
Wenn ich an meine erste Erfahrung mit dem Basketball zurückdenke, dann erinnere ich mich an die vielen Momente, in denen ich begeistert war. Meine Begeisterung entstand immer in dann, wenn ich gespürt habe, welche Wirkung meine Handlung hervorruft. Diese Begeisterung empfinde ich auch beim geistigen Lernen wenn ich in einer Schicht eine Erkenntnis erlange. So macht mir Lernen Freude.
Ich kann mir nun jedes Thema erschließen. Ich nehme mir Zeit dafür. Gerne lege ich den Weg dafür zurück.
In einem kommenden Blog werde ich darüber berichten, wie dieser Ansatz sich auswirkt, wenn man ihn in einem Team zum Lernen nutzt.
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